Schon als Kind besaß ich die Fähigkeit, scheinbar wertlosen Dingen durch kreative Umgestaltung einen ästhetischen Mehrwert zu verleihen. Stundenlang malte, bastelte und zauberte ich aus Gebrauchsgegenständen dekorative Objekte. Mit 14 Jahren nähte ich mein erstes Kleidungsstück aus einem Bettlaken. Heute heisst das Upcycling. Mein Antrieb war damals weniger die Umwelt, sondern vielmehr das fehlende Budget: Als Teenager wollte ich ein cooles Outfit für die Tanzschule, aber das Budget liess es nicht zu. Kurzerhand schnappte ich mir ein Bettlaken aus dem Wäscheschrank meiner Mutter und nähte daraus einen Overall, den ich später korallfarben einfärbte. Kostenfaktor: Umgerechnet 6€ für das Färbemittel. Das Outfit kam gut an und ich nähte weiter, bis mein Berufswunsch feststand: Mode-Designerin. Mich faszinierte die bunte Glitzerwelt der Mode und die Fashion Metropolen, die im Kontrast zum kleinstädtischen Leben standen. In der Welt der Mode fühlte ich mich mit meiner Kreativität zuhause. Ich lernte Modemagazine auswendig und tapezierte mein Zimmer mit Modestrecken, lernte schliesslich den Beruf der Damenschneiderin und studierte Mode-Design mit Schwerpunkt Upcycling als Teil des Designprozesses. Während meiner Ausbildungs- und Studienjahre lernte ich die bunten Facetten, aber auch die Schattenseiten der Modebranche kennen. Hinter der Fassade aus Schönheit und Glamour begegneten mir Oberflächlichkeit, Falschheit und unmoralische Herstellungsmethoden. Ich begriff, dass die reale Modewelt anders war als ich sie mir erträumt hatte. Menschen und Mentoren, die ein großes Herz hatten und in mir das Potenzial einer künftigen Moderedakteurin sahen, waren die Ausnahmen. Die Regel war eine unterkühlte, von Hierarchien geprägte Industrie, hinter deren Glitzerfassade unfassbar unmoralische Arbeits- und Umweltbedingungen herrschen,wie ich nach und nach herausfand. Stichwort Fast Fashion und Sweatshops. Ich begann, meine Arbeit nachhaltiger auszurichten. 1999 entwickelte ich neben meiner Arbeit als selbstständige Stylistin mein erstes Design-Projekt: eine Upcycling Kollektion. Bis heute zieht sich der ressourcenschonende Anspruch wie ein roter Faden durch mein berufliches und privates Leben. Sämtliche meiner Projekte im Bereich Mode, Interior und Food Styling stehen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. In Zukunft werde ich noch einen Schritt weiter in Richtung meiner eigenen Wurzeln gehen: Ich möchte meine Kunden beraten, wie sie mehr Nachhaltigkeit in ihr Leben integrieren, ohne auf Style und ästhetischen Anspruch verzichten zu müssen. Um aus diesem Ansatz ein ganzheitliches Business zu kreieren, durchlaufe ich zurzeit ein Business Coaching bei @robertgladitz und ab Januar eine Ausbildung zum Feng Shui Coach.