Täglicher Archiv: lieblingskleidung

Warum Ringelshirts nachhaltiger sind als jeder Modetrend

KULT, KLASSIKER & KAPSEL-KEYPIECE

Hast Du auch schon eins? Fast jede*r meiner Kund*Innen hat mindestens ein Ringelshirt im Schrank. Oft liegt es versteckt zwischen Sportkleidung und Schlafshirts. Viel zu schade, wenn Du mich fragst! Denn das dezent gestreifte Teil hat das Zeug zum Kultstatus! Warum eigentlich?! Ich bin für Dich „auf Streife“ gegangen, um herauszufinden, was an dem beliebten und oft unterschätzen Kleidungsstück dran ist, woher es ursprünglich stammt und warum Du Ringelshirts auf keinen Fall aussortieren solltest.  

NACHHALTIGE LIEBLINGS-STREIFEN

Seit Kindertagen sind Ringelshirts ein fester Bestandteil meiner Garderobe. Damals wusste ich natürlich nicht, dass es sich um einen Mode-Klassiker handelt. Ich fand es wohl einfach praktisch und cool. Erst später fiel mir auf, dass diese zeitlosen Kleidungsstücke nachhaltige Schätze sind: Ringelshirts gehören zu den Teilen, die sich am längsten in der Garderobe halten und deshalb besonders nachhaltig sind.

VERGESSENE STREIFEN 

Auch in den Schränken meiner Kundinnen finde ich immer wieder längst vergessene Ringelshirts. Im Rahmen des Style-Coachings reaktivieren sie und kombinieren sie zu tollen neuen Outfits. 

Das Ringelshirt hat eine lange Reise hinter sich, bis es als Basicteil in vielen unserer Schränken landete: 

FISCHERS STREIFEN

Vorfahre des heutigen Ringelshirts war ursprünglich ein gestreifter Pullover aus robuster Wolle, den bretonische Küstenfischer auf ihren Booten trugen. Angeblich, weil der „Mann über Bord“ im Wasser so besser erkannt und aus dem Wasser gerettet werden konnte. Die Anzahl der Streifen liess auf das Heimatdorf des jeweiligen Fischers schliessen. 

MARINE STREIFEN

Später entdeckte die Marine die praktischen Kleidungsstücke und über den Umweg der „Arbeitskleidung“ zog das Ringelshirt in die Mode ein. 

GLEICHSTELLUNGS-STREIFEN

Im Zuge der frühen Frauenbewegung machte Coco Chanel das gestreifte Shirt erstmals auch Frauen zugänglich und damit salonfähig. Zum Unisex Kleidungsstück für den Alltag wurde es durch Stilikonen wie Pablo Picasso und Brigitte Bardot, die das „Bretonshirt“ mit mediterraner Lässigkeit trugen. Mit der rasanten Verbreitung von T-Shirts und Streetwear in den 80er und 90er Jahren fand es Einzug in die Alltagsmode und in unsere Kleiderschränke. Heute ist das Ringelshirt (frz. „Marinière“) nicht nur Inbegriff des „French-Chic“, sondern auch ein besonders schönes Beispiel für die modische Gleichstellung aller Geschlechter.

STREIFEN GEHEIMNIS

Der Zauber des Ringelshirts liegt in der Kombination aus lässigem Casual-Style und den feinen Streifen, die unbewusst die Sehnsucht nach Sommerfrische und Meer in uns wecken. 

STYLING TIPP FÜRS STREIFENSHIRT

Mit Jeans oder schwarzer Hose, weissen Sneakers oder Loafers stylst Du Dein Basic Ringelshirt zum Fashion Statement. Dazu knallroter Lippenstift, fertig ist der maritime Look „à la Marinière“.

KAPSEL STREIFEN

Weil es nie aus der Mode kommt, ist das Ringelshirt ein perfektes Keypiece für Deine Capsule Wardrobe. Du kannst unabhängig von Trends und Jahreszeiten tragen und vielseitig kombinieren. Wenn Du eine Capsule Wardrobe zusammenstellen möchtest, behalte also unbedingt Deine Ringelshirts!

UNGÜNSTIGE STREIFEN?!

Dass Streifen oder Ringel für bestimmte Figuren unvorteilhaft sein sollen, halte ich für einen Mode-Missverständnis, das dringend gerade gerückt werden sollte. Wenn es Dir gefällt und Du Dich darin wohl fühlst, dann passt es Dir auch, egal welche Körperform Du hast!

Du suchst ein Ringelshirt, das zu Deinem individuellen Style passt? Ringelshirts gibt es in zahlreichen Varianten, als Kurz- und Langarmshirt und mit unterschiedlichen Halsausschnitten. 

Die Auswahl ist riesig! Die meisten Fair Fashion Labels bieten nachhaltige und schön designte Ringelshirts aus Öko-Baumwolle an. 

Auch Second Hand findest Du inzwischen viele Streifenshirts. 

JETZT BIST DU DRAN: 

BIST DU AUCH TEAM RINGELSHIRT?  

Hast Du noch längst vergessene Streifenteile im Schrank? Probiere Doch mal, sie neu zu kombinieren! 

LOVED CLOTHES LAST – UNSERE LIEBLINGSKLEIDUNG IST TEIL UNSERER GESCHICHTE

LONDON, CAMDEN FLEA MARKET 1994. ICH WAR MODE STUDENTIN AUF DER SUCHE NACH CRAZY FASHION STYLES…Und dann traf ich Dich! Zu normal, zu basic, zu wenig elastisch, zu wenig fancy, schoss es mir durch den Kopf. Meine haptische Neugier liess mich dich berühren und dann war er da: Der Moment, in dem ich mich in Dich verliebte! Du warst ganz anders als die Anderen; viel leichter, weicher und anschmiegsamer. Ich probierte Dich an und es war um mich geschehen: Du fühltest Dich an wie ein Zauberumhang, der sich perfekt um meine Schultern schmiegte. Du hast etwas in mir wiedererweckt, das schon immer in mir schlummerte: Meinen ganz eigenen, authentischen Style, jenseits von Mode-Diktaten und Trends.
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich trotz meiner Modeaffinität auf dem Boden geblieben bin. Du hast diese Seite damals in mir angesprochen. Durch Dich hatte ich den Mut, mein eigenes Ding zu machen und zu meinem persönlichen Style zu stehen. Seitdem gehen wir gemeinsam durch Dick und Dünn. Du warst mein Begleiter durch Schwangerschaften, Reisen, durch die Wüste und kühle Sommerabende am Meer. Mit der Zeit haben wir beide mehr Falten, Schrammen und den einen oder anderen Riss entwickelt. Das macht uns besonders und einzigartig. Wenn ich Dich trage, bin ich mit dem Teil von mir verbunden, den Du damals in mir wiedererweckt hast.
Danke meine treue Freundin auf Lebenszeit! Ich freue mich, Dich irgendwann in wertschätzende Hände weitergeben zu dürfen.
Deine Viola

Gegen die Wegwerfmode: Coco Chanel und die frühe Nachhaltigkeit

„ICH BIN GEGEN MODE, DIE VERGÄNGLICH IST. ICH KANN NICHT AKZEPTIEREN, DASS MAN KLEIDER WEGWIRFT, NUR WEIL FRÜHLING IST.“ Coco Chanel

Die gute Madame Chanel wusste es ja schon immer: Zeitlose Mode ist am nachhaltigsten! Damit meint sie Kleidung mit guter Qualität, die Trends überdauert, damit wir lange Freude daran haben. Allerdings ist da nochwas: Bei genauer Betrachtung fiel mir Folgendes auf: Die deutsche Übersetzung von Coco Chanels Zitat spricht von „vergänglicher Mode“, meint also TRENDS. Das französiche Original-Zitat besagt aber Folgendes: 

„Je ne peux accepter que quelqu`un jette ses vêtements, juste parce-que c´est le printems.“

„Ich bin dagegen, dass man Kleidung wegwirft, weil Frühling ist“. Meine Meinung? Beides ist richtig – und nachhaltig! Wir dürfen uns also auch im Jahr 2021 an der Grande Dame der Mode orientieren und unsere Lieblingteile hegen und pflegen. Trendteile mit geringer Qualität, die nur eine Saison oder für einen Anlass gekauft wurden, dürfen wir LOSLASSEN, also spenden oder weiterverkaufen.

Was bleibt, sind die Herzstücke im Kleiderschrank: DER Lieblings-Mantel, der uns schon seit Jahren stylisch durch den Winter begleitet. Die Stiefeletten, die mit ihrem Absatz wirklich jeden Schuhtrend in den Schatten stellen. Oder der Winter-Klassiker schlechthin: Bei mir ist das der schwarze Rollkragenpullover! Wer hat ihn nicht?! Im besten Fall ist er aus (nachhaltiger) Kaschmir oder Alpakawolle. 

Nachhaltigkeit bedeutet auch, Kleidungsstücke richtig zu pflegen. Wir verlängern durch gute Pflege die Haltbarkeit unserer Lieblingsteile. Wollpullover reinigen sich übrigens an der frischen Luft am besten. 

Das spart Wasser und Energie.

Madame Chanel würde den schwarzen Rolli heutzutage bestimmt zu den „unvergänglichen“ Teilen ihrer Garderobe zählen!

Foto: Christoph Musiol